Sozialhilfekosten

Heimberg wehrt sich

SOZIALHILFEKOSTEN Heimberg wehrt sich gegen eine Bestrafung wegen vermeintlich hoher Sozialhilfekosten. Die Verantwortlichen zeigen, dass die anrechenbaren Kosten in Heimberg günstiger sind als im kantonalen Mittel, und dies erst noch in rückläufigem Mass.

"Die Sozialhilfeausgaben steigen stetig.“ Die Generalaussage im Thuner Tagblatt vom 27.9.2014 mag für den Kanton Bern im Grundsatz zutreffen – in Bezug auf die Gemeinde Heimberg ist sie zu relativieren. Während 2012 pro Einwohner 292 Franken für die Sozialhilfe aufgewendet wurden, waren es im vergangenen Jahr noch 274. Dies entspricht einer Abnahme von gut 6 Prozent. Der kantonale Durchschnitt verharrte in der gleichen Zeit bei Werten von 307 beziehungsweise 302 Franken. Die Zahlen von Heimberg lassen sich somit sehen: Die Kosten sind gegen 10% tiefer als jene des Kantons, und die rückläufige Entwicklung im gleichen Zeitraum ist klar besser.

Unverständnis für Bestrafung
Dass Heimberg trotz dieser guten Situation in der Sozialhilfe vom Kanton finanziell noch bestraft wird (Bonus-Malus-Strafe), stösst am Ort auf Unverständnis, der Vorwurf ineffizienter Verwaltungsführung irritiert. Den Heimberger Verantwortlichen ist bewusst, dass in Organisationen grundsätzlich Entwicklungspotential steckt und dass dieses unablässig auszuloten ist. Heimberg hat seine Aufgaben u.a. mittels Arbeitsplatzbewertung und Organisationsanalyse gemacht. Die von Experten des Bernischen Gemeindekaderverbandes erhobenen Verbesserungsmöglichkeiten sind evaluiert und umgesetzt. Vorschläge der Sozialkommission für weitere Entwicklungen liegen vor. Ein vom Kanton angebotener Qualitäts- und Leistungscheck mit Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Sozialdiensten ist absolviert.

Rückläufige Sozialhilfequote
Dass die Bemühungen in Heimberg Erfolge zeitigen, lässt sich mit der eingangs genannten Kostenentwicklung und einer während der letzten Jahre rückläufigen Sozialhilfequote zeigen. Die Abnahme innerhalb von zwei Jahren beträgt 10% und führt 2012 zu einem Wert von 3.72% (die Werte für 2013 sind noch nicht publik). Im Vergleich zum Kanton entspricht dies einer Besserstellung von 33%. Der für Heimberg positive Umstand mag eine Momentaufnahme sein und zuallererst die Folge günstiger Tendenzen am Arbeitsmarkt – Ineffizienz der örtlichen Sozialhilfe lässt sich daraus mit Bestimmtheit nicht ableiten. Wer sich die Situationen anderer Bernischer Sozialdienste vor Augen führt, mit Kosten teils bei 1‘000 Franken je Einwohner, Sozialhilfequoten von 10% oder zweistelligem Quotenanstieg, versteht die negative Einschätzung des Kantons in Bezug auf Heimberg nicht.

Anzufechtender Entscheid
Die vorliegend aufgeführten Zahlen und Fakten wollen nicht darüber hinweg täuschen, dass der Kanton seine eigene Sicht der Dinge hat. Nach einem seit anfangs Jahr geltenden Bewertungsschlüssel (Bonus-Malus-System) taxiert er die Leistung von Sozialdiensten nicht mehr in Bezug auf Durchschnittswerte. Stattdessen gelangt ein den örtlichen Verhältnissen entsprechender Vergleichswert zur Anwendung. Dieser sogenannte Soll-Wert wird für Heimberg derart tief beziffert, dass selbst gute Leistungen dem nicht folgen können. Aus diesem Grund prüft Heimberg die Anfechtung der vom Kanton verhängten Bonus-Malus-Strafe.

Was sagen Souverän und Politik?
Das „Bonus-Malus-System in der Sozialhilfe“ wurde anlässlich der Revision des kantonalen Finanz- und Lastenausgleichs 2010 ins Leben gerufen. Sparsamkeit und eine gute Wirkungsorientierung der Sozialdienste sollten mit einem Belohnungs- und Bestrafungssystem gefördert werden (Bonus, Malus). Angesichts erster nun vorliegender Resultate darf gefragt werden, ob sich das neue Instrument als zielführend erweist. Ein kleiner Sozialdienst (zuständig für 0.65% der Bernischen Bevölkerung) soll trotz nachweislich guten Leistungen bestraft werden in der Meinung, die Resultate könnten noch besser sein. Solches Ansinnen ist in Anbetracht der Existenz von sozialen Brennpunkten mit unbestreitbar hoher gesellschaftlicher Relevanz absurd.

Sozialkommission Heimberg